
Als „Böller“ werden nicht nur die vorgefertigten Knallkörper bezeichnet, die wir von Silvester kennen. Es gibt auch „Handböller“, die im Arm eines Böllerschützen abgefeuert werden oder „Standböller“, die vom Boden aus gezündet werden. Bei den Standböllern wird eine Pulverladung von oben eingefüllt, verdichtet, mit einer Abdeckung versehen und dann von der Seite, oft mit einer Lunte gezündet. Verwendet werden die Böller, um bei besonderen Ereignissen für Ehrensalut zu sorgen. Vergleichbar mit den Salutschüssen bei feierlichen Anlässen oder Beerdigungen.
Auch in Schwaney hat das Böllerschießen Tradition, hier wurde ein Standböller verwendet. Ursprünglich diente der Standböller zur Begleitung der Fronleichnamsprozessionen.
Der langjährige Ortschronist und Brudermeister Heinz Küting schreibt dazu in seinem Buch „Schwaney - Geschichte eines 1000jährigen Siedlungsraumes“: „Am Fronleichnamstage verwandelt sich der Weg des Herrgotts im Dorfe in eine Via Triumphalis, wie man sie weit und breit nicht wiederfindet. Bis vor wenigen Jahren wurde der Segen an den vier prächtig geschmückten Stationen von wuchtigen Böllerschlägen begleitet.“
Da das Buch 1963 erschienen ist, muss der Standböller bis Anfang der 1960er Jahre in Gebrauch gewesen sein. Wann genau und warum das Böllern eingestellt wurde, war indes nicht mehr zu ermitteln. Der Standböller war schließlich noch im Jahr 1970 zuletzt anlässlich der 1.000-Jahrfeier des Dorfes Schwaney in einer Ausstellung gezeigt worden.
„Nachdem wir seit letztem Jahr offiziell als eigene Gruppe im Schützenverein geführt werden, suchten wir Fotos vom historischen Böller für unseren Internetauftritt“ erzählt Johannes Urban. „Da erinnerte ich mich daran, dass der Schwaneyer Böller ja während der 1000-Jahrfeier zu sehen gewesen war. Aber wo war dieser Böller hingekommen? Zum Glück habe ich im Film der Jubelfeier finden können, dass der Standböller mit den anderen Ausstellungsobjekten ins Museum nach Altenbeken gegeben worden war.“
Aber war der Böller noch da? Schließlich war das Heimatmuseum ja aufgelöst worden. Hier nutzte der Ortsheimatpfleger Hans Josef Knoke seine Kontakte zur Gemeindeverwaltung. „Mit einem Screenshot aus dem Film machte sich die Gemeindeverwaltung auf die Suche im Magazin für historische Gegenstände und wurde nach intensiver Suche schließlich fündig“ so Hans Josef Knoke. „Daraufhin habe ich den Antrag gestellt, dass der Böller wieder nach Schwaney zurückgegeben wird.“
Die Gemeinde Altenbeken stimmte dankenswerterweise zu und schloss mit der Schützenbruderschaft Schwaney einen Dauerleihvertrag, so dass der historische Böller nun in einer Vitrine in der Schützenhalle ausgestellt werden kann.
Johannes Urban: „Nun ist der Böller wieder zurück in Schwaney. Wir hatten ein Foto gesucht und das Original gefunden, aber das Original ist natürlich immer besser als nur ein Bild.“
Bürgermeister Matthias Möllers äußerte sich ebenfalls zu diesem bedeutsamen Ereignis: "Die Rückkehr des historischen Standböllers ist ein wertvolles Zeugnis unserer lokalen Geschichte. Der Standböller kehrt zurück zu seiner alten Wirkungsstätte und wird künftig in der Schützenhalle Schwaney ausgestellt.“
Als zum 275-jährigen Jubelfest im Jahre 2008 die Ettelner Böllerschützen dem Fest mit Salutschüssen einen besonderen Rahmen gaben, wuchs bei einigen Schützen im Westkompanievorstand der Gedanke: "Das können wir doch auch selber". Und so erkundigte man sich bei den Ettelner Böllerschützen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, wenn man selbst böllern will. Die Gründungsmitglieder meldeten sich zu einem staatlich anerkannten Lehrgang an, legten die Prüfung nach dem Sprengstoffgesetz ab und hatten so die Berechtigung zum Umgang mit Schwarzpulver erworben. Damit waren die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt, und es konnte geböllert werden. Im folgenden Jahr 2009 wurde zum Schützenfest Salut geschossen. In diesem Jahr noch mit den Böllern aus Etteln. In den nächsten Monaten kamen noch weitere interessierte Schützen und Schützinnen dazu.
Weil der Kauf von Schaftböllern recht kostspielig war, wurden die Schaftböller soweit möglich mit Hilfe von Freunden und Bekannten in Eigenleistung erstellt. Die Böller „Marke Eigenbau“ wurden vom Beschussamt ohne Beanstandung geprüft und zugelassen. Seither ist das Böllern beim Entzünden des Osterfeuers und zum Schützenfest, sowie die Salven zur Verabschiedung des Königspaares mit seinem Hofstaat zum Ende der Regentschaft zwischenzeitlich fester Bestandteil der dörflichen Tradition geworden.
Die genauen Hintergründe sind nicht überliefert, aber der damalige Ortsheimatpfleger Heinz Küting hat in seiner Chronik über die Entstehung und Entwicklung des Dorfes "Schwaney - zur Geschichte eines tausendjährigen Siedlungsraumes" bereits das Böllerschießen erwähnt. Dort heißt es auf Seite 534:
"Am Fronleichnamstage verwandelt sich der Weg des Herrgotts im Dorfe in eine Via triumphalis, wie man sie weit und breit nicht wiederfindet. Bis vor wenigen Jahren wurde der Segen an den vier prächtig geschmückten Stationen von wuchtigen Böllerschlägen begleitet.".
Da das Buch 1963 erschienen ist, muss es bis kurz vor dieser Zeit also bereits Böllerschützen gegeben haben.
Ein damals verwendeter Standböller konnte 2024 aus dem Gemeindearchiv Altenbeken wieder nach Schwaney zurückerhalten werden und wird seither in der Vitirine in der kleinen Halle ausgestellt.